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Emotionen - unser evolutionäres Erbe

Welchen Zweck haben Emotionen?

Nahezu alle körperlichen Funktionen sind Ergebnisse evolutionärer Entwicklungen, dienten also dem Zweck der Arterhaltung. Auch Emotionen sind körperliche Funktionen! Sie gehen mit biochemischen Prozessen einher, die uns sowohl körperlich als auch psychisch entscheidend beeinflussen (u.a. durch die Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen).

Leben und Freude dank Stress- und Glückshormonen

Sind unsere körperliche Unversehrtheit oder lebensnotwendige Ressourcen bedroht, bereiten uns „Stresshormone“ auf Kampf oder Flucht vor - insb. Cortisol und Adrenalin. Die damit korrespondierenden Emotionen Angst und Wut bzw. Aggression dienten dem Überlebenskampf.

Freude und Trauer werden in entscheidendem Maße über sogenannte „Glückshormone“ reguliert (vor allem Dopamin, Serotonin und Noradrenalin). Eine Unterversorgung des Gehirns mit diesen im Körper produzierten Stoffen kann freudlos, antriebslos oder unzufrieden machen. Darüber hinaus kommt Endorphinen als körpereigenen Opiaten bei der Bewältigung von körperlichen oder seelischen Schmerzen eine besondere Rolle zu. Auch die Emotionen Freude und Trauer unterstützen eine lebenswichtige Ressource: Bindung.

Emotionen signalisieren Bedürfnisse

Schauen wir uns an, welche Emotionen bereits ein Säugling hat und wann er diese - unbewusst - einsetzt. Jede Mutter kennt Angst- und Wutgeschrei, Tränen der Traurigkeit sowie freudiges Glucksen. Sie lernt bald, auch kleinste Nuancen der Unmutsäußerung ihres Kindes zu differenzieren. Doch worum geht es dem Kind, wenn es schreit, lacht oder weint?

Die Grundbedürfnisse des Kleinkindes - vergleichbar mit denen von höher entwickelten Säugetieren - richten sich vereinfacht gesagt auf Überleben und Wohlergehen bzw. der Vermeidung von Unlust. Der Säugling meldet sich (zumeist lautstark), wenn er Hunger oder Durst hat, müde ist, Angst, Schmerzen oder anderes Unwohlsein empfindet. Er zeigt Freude, wenn er Zuwendung und Aufmerksamkeit erfährt, und Trauer, wenn er sich allein gelassen oder missachtet fühlt.

Die Vermutung liegt also nahe, dass Emotionen und die mit ihnen zusammenhängenden körperlichen Funktionen sich evolutionär entwickelt haben, um die Befriedigung unserer Bedürfnisse sicherzustellen. Da Säuglinge ihre Emotionen spontan und ungehemmt ausdrücken und noch nicht reflektierend bewerten können, entstehen in der Regel keine dauerhafteren negativen Gefühle oder Stimmungen. Die Empfindung all ihrer Emotionen ist eng an die Befriedigung oder Frustration der Bedürfnisse gekoppelt.

Der italienische Neurowissenschaftler Antonio Damasio formuliert es so: „Emotionen sind kein Luxus, sondern ein komplexes Hilfsmittel im Daseinskampf.“

Hindernisse überwinden, ist der Vollgenuss des Daseins!

(Arthur Schopenhauer)

Küken im Ei