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Testosteron und die männliche Libido


Was bleibt von der überbordenden, triebhaften, allzeit bereiten Sexualität des Mannes ohne Testosteron? – Ich verrate es Ihnen: Wenig!

Dass der Testosteron-Spiegel von Männern altersbedingt im Laufe der Jahre abnimmt, ist inzwischen allgemein recht bekannt. Seinen Höhepunkt hat er etwa im Alter von 25-30 Jahren, danach sinkt er beständig. Ab ca. 45 Jahren beschleunigt sich dieser Prozess (ca. 1% pro Jahr), so dass Männer im Alter von 60 Jahren rund ein Drittel weniger Testosteron im Körper haben als mit 25. Gemäß Informationen der Bundesärztekammer gehen damit u.a. einher: Antriebsschwäche, geringere Muskelkraft, verminderte sexuelle Lust, Erektionsstörungen, Osteoporose (sinkende Knochendichte).

Diese Erkenntnis teilt auch die Autorin Daniela Krien im aktuellen Bestseller „Die Liebe im Ernstfall“ mit ihren Lesern. Über eine ihrer Protagonistinnen: „Sie kennt die Probleme der Männer über 50. Eine harte langanhaltende Erektion ist ein unwahrscheinlicher Glücksfall in diesem Alter, wie ein Lottogewinn.“
(Noch Fragen zum explosionshaften Boom von Viagra?)

Neben dem Alter gibt es jedoch noch andere Gründe für eine verminderte Testosteron-Produktion. Verheiratete Männer bspw. haben in der Regel niedrigere Hormonspiegel als gleichaltrige Singles. Bei Vätern kleinerer Kinder fallen die Hormonwerte nochmals geringer aus. Direkt nach der Geburt eines Kindes sinkt der Testosteronspiegel um bis zu 20%. Auf der anderen Seite ergaben entsprechende Untersuchungen, dass bereits eine kurze, belanglose Unterhaltung mit einer begehrenswerten Frau den Testosteronspiegel eines Mannes um durchschnittlich 14% anhebt.

Ausmaß und Wirkung der Testosteron-Produktion auf die männliche Libido kann also kaum hoch genug eingeschätzt werden. Männer, die durch eine entsprechende hormonelle Störung oder eine Geschlechtsumwandlung den Unterschied zwischen einem hohen und einem niedrigen Testosteronspiegel am eigenen Leib erfahren haben, stellen die sich verändernden Gedanken und Gefühle sehr eindrücklich dar. Auf der Ebene der Persönlichkeit u.a. als Motivator für Interessen, Ehrgeiz, Humor. Auf der erotischen Ebene sowohl die Intensität des Begehrens als auch die - teils pornographischen - Gedanken und inneren Bilder beim Anblick einer anziehenden Frau (oder auch nur als attraktiv empfundener Körperteile).

So überrascht es auch wenig, dass der Testosteron-Spiegel von verheirateten Männern mit einer sexuellen Nebenbeziehung deutlich erhöht ist. Ein Mann schildert seine Gründe für eine Affäre und die damit einhergehenden Empfindungen so:*

„Zuerst war der Sex fantastisch. Ich hatte mich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt. Ich dachte ich wäre verliebt in die andere Frau. Wenn ich mit ihr zusammen war, war alles wie verstärkt. Die Farben waren intensiver, das Essen schmeckte besser und ich hatte so viel mehr Energie. Es fühlte sich an, als wäre ich die ganze Zeit high. Eigentlich - mit etwas Abstand - war der Sex mit meiner Frau besser, der Beste den ich je hatte, gerade in den ersten Jahren. ... Aber im Laufe der Jahre verging die Leidenschaft und die Beziehung veränderte sich. Wir wurden Freunde, beste Freunde, beinahe wie Geschwister. ... Es fühlte sich an, als ginge es um Leben und Tod. Ich wollte mich wieder lebendig fühlen.“

Dies ist sicherlich ein Grund, aber bei weitem nicht der einzige, warum Affären und Seitensprünge seit Jahren beständig zunehmen.

[*Die Schilderung stammt aus dem Buch „Sex - die wahre Geschichte“ von Christopher Ryan und Cacilda Jetha]

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

(Antoine de Saint-Exupéry)